
Jambo Bukoba
Bundespreisträger 2014
Jambo Bukoba e. V. setzt sich für mehr Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung in Tansania ein, damit Kinder und Jugendliche in Tansania bessere Zukunftschancen haben.
Jambo Bukoba e.V. wurde 2008 in Deutschland gegründet. Seither verbessert die Organisation die Qualität der Bildung an Grundschulen im Nordwesten Tansanias, klärt Schülerinnen und Schüler über HIV/Aids auf und setzt sich für Gleichberechtigung ein. Jambo Bukoba kümmert sich vorwiegend um Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und Controlling. Die tansanische Partnerorganisation Jambo for Development verantwortet vorwiegend die Projektumsetzung.
Dass Jambo Bukoba e. V. von dem Mehrwert des Coachings überzeugt ist, zeigt sich auch daran, dass wir bereits dreimal teilgenommen haben: 2012 (da war Jambo Bukoba e. V. gerade mal vier Jahre alt), 2014 und 2017; also jeweils in einem anderen Reifegrad und zu anderen Themen.
Clemens Mulokozi, Gründer und Geschäftsführer von Jambo Bukoba e. V.
Welche Erfahrungen habt ihr während eurer Zeit im startsocial-Coaching gemacht?
Grundsätzlich war das startsocial-Coaching immer wieder ein Energie-Booster! Was sonst in der Hektik des operativen Alltages nur sehr schwer und eingeschränkt möglich ist, gelingt durch den Wettbewerb: Die soziale Organisation fokussiert sich und mobilisiert Kräfte und Ressourcen!
Je besser die Organisation weiß, was sie braucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die passenden Coaches bekommt. Allein dieser Konsolidierungsprozess ist sehr hilfreich. Wann macht man das sonst schon?
Coaches bringen sich mit unterschiedlicher Expertise, Spirit und Möglichkeiten ein. Große Firmennamen hinter den Coaches können verlockend sein, weil damit eventuell auch der Zugriff auf weiteren Support möglich ist, aber letztendlich geht es um die Expertise, den Spirit und die Ressourcen des Menschen, der sich bereit erklärt hat, sich mit deinem Thema zu beschäftigen und über mehrere Wochen neben seinem meist fordernden Job seine knappe Zeit zu investieren.
Wichtig finde ich, dass man auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Wertschätzung agiert: Die Coaches bringen häufig sehr viel Berufs- und Lebenserfahrung mit, sind Experten in ihren Bereichen und kommen von renommierten Unternehmen. Die Gefahr besteht, dass man sich selbst klein fühlt, weil man ja mit seiner Organisation erst am Anfang steht. Hier finde ich es wichtig, aktiv eine gute Balance herzustellen, das eigene Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, und trotzdem lernwillig zu sein und Dinge auch mal anders anzugehen.
Hat man das Gefühl, dass das Coaching in die falsche Richtung läuft, sollte man das auch frühzeitig ansprechen, denn zum Schluss ist die Zeit, die alle Beteiligten investieren, sehr kostbar und man nimmt sich die Chance auf den Erfolg, den man anstrebt. Wenn der Coach das erste Mal von ‘wir‘ spricht, und damit sich und die Organisation meint, dann ist das ein sehr berührender und besonderer Moment, bei dem mir das Herz aufgeht.An welchen Themenfeldern habt ihr im Coaching gearbeitet und welche Fortschritte konntet ihr erzielen? Konntet ihr nach dem Stipendium wirkungsvoller arbeiten?
Bei unserer ersten Bewerbung 2012 war ein Ziel, strategische und operative Führung aufzubauen. Wir haben viel über Organigramme und Strukturen gesprochen und sie erarbeitet.
Insgesamt war das Ganze (obwohl wir im Coaching nach der ersten Runde rausgeflogen sind) trotzdem so erfolgreich, dass ich zwei Jahre später beschlossen habe, aus meiner Vollzeitstelle als Banker auszusteigen, um mich vollkommen auf Jambo Bukoba e.V. zu konzentrieren. 2014 haben wir dann einen startsocial-Bundespreis gewonnen, ich wurde Ashoka Fellow und heute beschäftigt unsere Organisation in Deutschland drei und in Tansania acht hauptamtliche Mitarbeitende.
Bei der Bewerbung 2014 ging es darum, unser Wirkungsmodell im Nord-Westen Tansanias zu skalieren und dazu ein tragfähiges Finanzierungsmodell zu entwickeln. Das Coaching hat uns dabei geholfen, den Plan für die Arbeit in Tansania zu konkretisieren. Darüber hinaus haben wir das Finanzierungsmodell tatsächlich in dem Zeitrahmen entwickelt, über mehrere Jahre ausprobiert, und festgestellt, dass es nicht den erhofften überragenden Erfolg erzielt. Dadurch, dass wir damals schnell umgesetzt und schnell gelernt haben, konnten wir schnell andere und bessere Ansätze testen, und sind auch durch die Coronakrise nicht mit einem blauen Auge, sondern mit Wachstum hervorgegangen, wie bisher in allen Jahren unserer Geschichte.
Bei unserer letzten Bewerbung 2017 ging es um die Planung eines Campus, als Hub für Bildung und Ausbildung im Nord-Westen Tansanias. Das Coaching hat uns geholfen zu erkennen, wo die Herausforderungen liegen, diese gezielt zu adressieren, um am Ende festzustellen, dass wir aktuell nicht adäquat aufgestellt sind, um ein Projekt in dieser Komplexität und Größenordnung zu realisieren. Letztendlich hat es uns auch geholfen, unsere Vision weiter zu schärfen. Heute können wir sehr genau, ambitioniert und gleichzeitig auch realistisch sagen, wo wir stehen und was wir in den nächsten Jahren vorhaben.Gibt es eine Anekdote aus dem Coaching, die euch in Erinnerung geblieben ist?
Es ist nicht direkt eine Anekdote aber eine wichtige Erkenntnis, die sich mir eingebrannt hat, und die ich seitdem konsequent verfolge: Als Organisation hast du immer zu wenig Ressourcen, um deine Ideen und Themen umzusetzen. Das führt dazu, dass alle immer überlastet sind, und kann auch gesundheitlich und im sozialen Umfeld problematisch werden. Ich habe mir damals mit- und vorgenommen, stärker darauf bedacht zu sein, bereits heute so aufgestellt zu sein, dass wir unseren Job in der Zukunft meistern können.
Das Ganze ist nämlich auch ein bisschen wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Es ist für die Außenwelt ersichtlich, wenn du zwar große Pläne hast, aber nicht in der Lage bist diese umzusetzen. Es ergibt also Sinn, sich „Investment Ready“ aufzustellen, damit du, wenn deine Geschichte überzeugend ist und eine Förderung erfolgt, auch tatsächlich in der Lage bist, das Ding umzusetzen.Aus der heutigen Perspektive: Was hat euch als Initiative das startsocial-Stipendium gebracht?
Ich habe weiter gelernt, strukturierter und klarer zu denken, zu kommunizieren und zu arbeiten. Und in dem Coach Dr. Martin Emele (Geschäftsführer bei ProSiebenSat.1 Produktion) habe ich einen wichtigen freundschaftlichen Sparringspartner gewonnen, den ich immer um Rat fragen kann. Auch mit anderen Coaches und Initiativen aus dem Wettbewerb konnte Jambo Bukoba e. V. sein Netzwerk bis heute weiter ausbauen.
Wo wir heute stehen, hat seine Wurzeln auch in dem startsocial–Stipendium. Nicht alles, was wir uns damals vorgenommen haben, haben wir direkt in der Coaching-Phase erreicht, aber später mehr oder weniger unbewusst, weil der Impuls damals im startsocial-Coaching gelegt wurde, und weiterhin in unserer Arbeit Bestand hat.
Mehr zu Jambo Bukoba e. V. erfahren Sie hier: www.jambobukoba.com
Foto: © FLOW Photography / Sabine Schulte