Papenburg, Niedersachsen
Kerstin Held
Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V.
Vermittlung von Kindern mit Behinderung in Pflegefamilien
»Seit meiner frühen Kindheit sind Menschen mit Behinderung an meiner Seite selbstverständlich. Mit der Entscheidung im Jahr 2000, Pflegekindern mit Behinderung ein Zuhause zu schenken, wuchs auch mein gesellschaftliches Engagement.
Inklusion ist ein Wort, das viele erst noch verstehen und fühlen lernen müssen. Ich habe ein Wort bekommen, für meine empfundene Selbstverständlichkeit.
Das Leben mit meinen Kindern und das Streben nach Normalitāt treiben mich an. Denn es ist normal, verschieden zu sein, und jeder darf mitmachen – wenn wir das geschafft haben, brauchen wir das Wort Inklusion nicht mehr. Dann haben wir es geschafft!
Derzeit müssen wir jedoch kleine Schritte gehen, um die Gesellschaft von einer solchen Normalität zu überzeugen. Jeder kleine Schritt fühlt sich an wie ein Marathon. Nicht selten überlege ich aufzugeben, aber wenn ich aufgeben würde, dann wären die bisherigen Kilometer ganz umsonst gewesen. Deshalb laufe ich weiter und mit mir viele Wegbegleiterinnen und Wegbeleiter. Der Gedanke ‚Du bist nicht allein!‘ tut gut und motiviert. Der derzeitige Marathon heißt: Jedes Kind hat ein Recht auf Familie!
Ein startsocial-Stipendium ist wie ein Halbmarathon: anstrengend, herausfordernd, aber am Ende halb so wild. Wir hatten sehr konsequente Coaches, die von uns – aber auch von sich selbst – viel verlangt haben. Unser Themenfeld hat bei den Coaches Betroffenheit ausgelöst und manch ein Unverständnis über die Situation von Pflegefamilien in Deutschland. Das weckte den Ehrgeiz, Lösungen zu finden und sich nicht in den Defiziten zu verlieren.
Für unsere Zielgruppe der Pflegefamilien mit Kindern mit Behinderung hat die Coronakrise die gesetzlichen Lücken zu tiefen Gräben gemacht. Es wurde und wird einmal mehr deutlich, wie wenig unsere Familien im Fokus der Politik sind. Hier sind wir wieder im Marathonbild, und Aufgeben ist keine Option.«