Artikel

Wie mache ich eine gute Präsentation, um von meiner Organisation zu überzeugen?

Dr. Hermann Will

Gute Voraussetzungen: Sie sind von Ihrem Projekt überzeugt und haben ein Publikum, dem Sie vortragen können. Sie haben vorab denkbare „ugly questions“ gesammelt und Ihre Antworten darauf angedacht. Und Sie haben Probeläufe mit Test-Zuhörern geplant. Wenn Sie jetzt hier noch ein paar Ideen auswählen, die zu Ihnen passen, dann geht nichts mehr schief.

1. ZI-BO-NUT-Z-IN®

Dass Präsentierende ZIBONUTZIN® in Tablettenform verabreicht bekommen, ist geschummelt. Aber unsere fünf Wirkstoffe für die Vortragsplanung sollten Sie zu sich nehmen. Und vor allem: Fangen Sie nicht bei den Inhalten an!

ZI = ZIELE: Was soll sich beim Publikum verändern?

Sollen die Zuhörer Ihr Projekt aktiv unterstützen (und wie)?
Sollen sie überzeugt oder nur informiert sein?
Wollen Sie auch die Herzen erreichen?
Was sollen Ihre Zuhörer anschließend tun?

BO = Botschaften: Was soll im Gedächtnis bleiben?
Klare Message, reduzierte Kernaussagen, Fazit gut merkbar auf den Punkt!
Wenn Ihre Zuhörer fast alles vergessen – welche „Botschaft“ soll zumindest im Gedächtnis bleiben? Die werden Sie wiederholen, visuell ankern – als Message gründlich „einmassieren“.

NUT = NUTZEN: Was haben die Zuhörer von Ihrer Präsentation?
Relevanz fürs Publikum?
WOZUNUTZ für die Welt?
Praxisbezug und Umsetzbarkeit?
Nutzen ist nicht nur monetär!

Z  = Zuhörer: Worauf springen sie an?
Welches Vorwissen und welche Vorerfahrungen haben sie?
Was interessiert sie?
Was wünschen / erwarten / befürchten / erhoffen sie sich vom Vortrag?
Wie wach sind sie nach der x-ten Präsentation und hundertsten Folie?

IN = Inhalte: Auswahl & Schwerpunkte?
Inhalte auf wenige Schwerpunkte abgespeckt?
Alles vortragen erschlägt! „Tränen des Abschieds“ geweint?
Zentral ist der „Wegtrag“ durchs Publikum – nicht Ihr Vortrag!

2. KLAR ERKENNBARE STRUKTUREN FÜRS PUBLIKUM!

Sie kennen Ihren roten Faden: Das Publikum nicht!

Eine Stichwort-Agenda: Permanent sichtbar – möglichst nicht auf Folie

Schwerpunkte: Nur wenige, klar abgegrenzt

Mit Anfang und Ende: Orientierende und lebendige Einleitung und handfester Schluss

„Bandschreiben“: Überleitungen zwischen den Schwerpunkten

Vom Ende her erzählen: Ihr Vortrag beginnt mit dem (prognostisch) erreichten Ergebnis Ihres Projekts. Dann zählen Sie schrittweise auf, wie es dazu kommen wird.

Prinzip „Elefantenparade“: Was tun, bei zu vielen Argumenten? Nur die „dicksten“ auftreten lassen – die übrigen bleiben als Reserve-Argumente im Stall!

Vorab geplante „Knautschzonen“: Die fallen weg, wenn es zeitlich eng wird.

3. MINI-„INSZENIERUNGEN“

„Kleinigkeiten“, die Aufmerksamkeit erhöhen und Wirkung bringen:

MONOLOGISCHE INSZENZIERUNG

Maximal 12 Minuten reden am Stück, maximal 5 Folien! Dann braucht es einen erkennbaren Wechsel (Medien, Vortagsstil).

Beispiele oder Storys einflechten: Kurz, knapp, lebendig – z.B. als Prolog oder als plastisch erzähltes Entscheidungsdilemma im Projekt

Gegenthese vertreten: Alle erwarten von Ihnen das „Pro“ – starten Sie mit dem „Contra“!

RÄUMLICHE INSZENIERUNG

Platzwechsel: Nicht immer an der gleichen Stelle präsentieren!

Thesen, Gegenthesen und Schritte räumlich abbilden: Große Plakate im Raum verteilt aufhängen – z.B. These und Gegenthese gegenüber oder Schritte entlang einer Wand.

„Ein-Führung“: Vortragende führen ihr Publikum von Pinnwand-Poster zu Pinnwand-Poster und geben einen kurzen Überblick. Die Details gibt’s dann im Sitzen.

MEDIALE INSZENIERUNG

Medium Nr. EINS: Das sind die Vortragenden – nicht die Slides!

Die Tonspur kultivieren: Nicht alles als Projektion!

Großformatige Fotos – rahmenfüllend: Weniger kleine Bildchen mit konkurrierendem Text

Jenseits von PowerPoint! Hochkopierte Großplakate, Stichpunkte am Flipchart oder kurze Videos als mediale Ergänzungskost

FFZ Folienfreie Zonen im Vortrag: An der Wand ist nichts zu sehen. Ideal für Einstiege, Zusammenfassungen, Überleitungen oder Storys

4-A-Inszenierung: Wichtige Folien nicht einfach an die Wand werfen und sofort mit dem Erklären beginnen. Das splittet Aufmerksamkeit. Besser in vier A-Schritten:

  • A1 = Ankündigen der nächsten Folie („Da sehen Sie dann ….“)
  • A2 = An die Wand werfen und für wenige Sekunden nichts sagen
  • A3 = Abarbeiten der Folien, bzw. erklären
  • A4 = Abschluss-Satz, der komplexe Folien nochmals auf den Punkt bringt.

Viel Erfolg für Ihren nächsten Auftritt vor Publikum wünscht
Hermann WILL

Dieser Artikel ist 2016 erschienen. © Alle Rechte am Text bei Dr. Hermann WILL, Bismarckweg 3, D-82335 Berg, will@wup.infowww.wup.info

Das Buch zum Thema:
Hermann WILL „Mini-Handbuch Vortrag und Präsentation“.
Taschenbuch im BELTZ-Verlag. 8. Auflage 2013.

Zum Autor

Dr. Hermann Will

Dr. Hermann Will ist Dipl.-Psychologe und promovierter Pädagoge. Seit 1985 arbeitet er als Berater, Trainer und Moderator – quer über Themen und Branchen. Er ist Initiator von WUP WILL UND PARTNER und WUP-NETZWERK, IHK-Lehrtrainer und er hält regelmäßig Hochschul-Lehraufträge. Seit 2000 ist er Geschäftsführer von WUP WILL UND PARTNER gemeinsam mit Susanne Polewsky.

Sie arbeiten in einer sozialen Initiative und brauchen Beratung zu fachlichen Themen?

Bei uns können Sie ein kostenloses Beratungsstipendium erhalten!

Mit dem Erhalt eines Stipendiums vermitteln wir Ihnen zwei Coaches aus der Wirtschaft, die Sie begleiten und Ihnen über vier Monate beratend zur Seite stehen.